Erst das Laufrad oder der Roller

Kinder lernen sicheres Rad fahren

Experten halten das Laufrad für Kinder ab zwei Jahre als eine optimale Vorbereitung auf das Radfahren. Motorik und Gleichgewichtssinn werden so trainiert. Auch ein Tretroller mit breiten, luftbereiften Rädern ist als Vorbereitung für das Fahrradfahren ideal. Wenn es einmal gefährlich wird, kann das Kind leichter abspringen als vom Fahrrad. Der Kinderroller und das Laufrad unterliegen ähnlichen physikalischen Gesetzmäßigkeiten wie das Fahrrad, sind aber viel einfacher zu handhaben.

Mit dem Laufrad und Roller können Kinder spielerisch Bewegungserfahrungen sammeln, die für das sichere Fahrrad fahren wichtig sind. Gleichgewicht halten, Geschwindigkeit regulieren, kräftige Betätigung des Handbremshebels, Gebrauch von zwei Bremsen, Kurvenfahrten im Slalom und Umblick bei Spurhaltung sind besonders gut erfahrbar. Gleitende und rollende Untersätze, wie z. B. Roll- oder Schlittschuhe, Rollbretter, Pedalos, fördern ebenfalls Bewegungserfahrungen für das Fahrradfahren. Kinder, die sich damit schon frühzeitig vertraut machen konnten, haben einen Erfahrungsvorsprung. Selbst bei 6- bis 17-jährigenden Radfahrenden kann bei motorischen Unzulänglichkeiten durch Vorübungen mit dem Roller das Bremsen mit der Handbremse, das Kurven fahren im Slalom und der Blick über die Schulter verbessert werden.
Wann ist der rechte Zeitpunkt für den Umstieg vom Laufrad oder Roller auf das Fahrrad? Die Beantwortung dieser Frage orientiert sich weniger am Alter als vielmehr an der Gesamtentwicklung des Kindes. Doch Experten vertreten überwiegend die Meinung, ein Kinderrad nicht vor dem fünften oder sechsten Lebensjahr anzuschaffen. Erst wenn das Kind den Roller und die damit zu erreichenden Geschwindigkeiten beherrscht, kann auf ein Fahrrad umgestiegen werden. Dies jedoch nur in Begleitung eines Erwachsenen. Bevor Eltern mit dem Kind Radfahren üben, sollten sie genau beobachten, ob das Kind ein Fahrrad beherrschen kann. Dazu gehört, dass das Kind das Gleichgewicht halten kann, z. B. sicher auf einem Bein für mindestens 30 Sekunden stehen kann. Hält sich das Kind an die Anweisungen der Eltern? Hat das Kind schon genug Gefahrenbewusstsein für eine Teilnahme am Straßenverkehr? Erkennt es Gefahren und kann es angemessen darauf reagieren? Als Einstieg zum Radfahren immer mit einem Tretroller üben. Erst wenn das Kind diesen und die Grundzüge des Radfahrens (Gleichgewicht halten, Kurven- und Geradeausfahrten, Zielbremsen) sicher beherrscht, kann es auf ein Fahrrad umsteigen. Das Radfahren erst im Schonraum üben, z. B. auf einem Schulhof o. ä. außerhalb der Schulzeiten oder zu verkehrsarmen Zeiten auf dem Gehweg oder wenig befahrenen Radwegen üben. Das Kinderradfahren nicht zu überstützen hat seinen guten Grund. Die amtlichen Unfallzahlen sprechen eine deutliche Sprache.
Kinder verunglücken am häufigsten auf dem Fahrrad. 38 Prozent der verunglückten Kinder kamen im Jahr 2021 auf einem Fahrrad zu Schaden. Ältere Kinder ab 6 Jahren verunglücken in höherer Anzahl als jüngere Kinder bis 6 Jahre, da sie auch häufiger mit dem Rad unterwegs sind. Jungen verunglücken häufiger als Mädchen. Insgesamt 719 Jungen im Alter bis 15 Jahren und 259 Mädchen wurden in 2021 als Radfahrende schwer verletzt. 31 schwerverletzte Jungen waren bis sechs Jahre alt und 19 Mädchen. Auch bei den leichtverletzten Personen sind die Jungen in der Mehrzahl. Auf dem Schulweg und am Nachmittag sind 6- bis 14-jährige Kinder besonders gefährdet, wie das Statistische Bundesamt meldet. Falsche Straßenbenutzung war bei fast jedem fünften Fahrradunfall die Ursache. Danach folgen Fehler beim „Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren“, vor allem beim Einfahren in den fließenden Verkehr oder beim Anfahren vom Fahrbahnrand.
Wer seinem Kind ein Fahrrad schenkt, muss es auch von Beginn an begleiten und mit ihm den sachgerechten Umgang erlernen. Hilfe, Anleitung und Begleitung sind pädagogischer Auftrag der Eltern. Kindergarten und Schule unterstützen dabei. Doch die Erziehungsverantwortlichen sind in der Verpflichtung, ihren Nachwuchs zu begleiten.
Das erste Fahrrad ist in der Regel ein Spielrad und kein Verkehrsmittel. Damit muss das Kind auf dem Bürgersteig oder im sonstigen Schonraum, wie Garten, Spielplatz, Schulhof, Sportplatz, fahren. Der Fahrradkauf sollte im Fachhandel erfolgen, um individuelle, sachkompetente Beratung zu erhalten. Zudem kann das Fahrrad auf das Kind angepasst werden. Garantie und Reparaturservice gibt es obendrein. Achten Sie beim Fahrradkauf auf die richtige Größe. Zum Anfang sollte das Kind auf dem Sattel sitzend mit dem ganzen Fuß den Boden berühren können. Die Bremshebel des Rades müssen von dem Kind leicht zu erreichen sein.
Oft wird für Kinderräder manch lustiges, aber unnötiges und manchmal sogar gefährliches Zubehör angeboten. Ein Sicherheitswimpel, der das Kind weit überragt, ist jedoch sinnvoll. Er macht das radfahrende Kind für andere Verkehrsteilnehmende früher sichtbar. Ein Fahrradhelm sollte selbstverständlich sein für Jung und Alt. Sicherheit für ihr Kind ist ein Wunsch aller Eltern. Die Eltern selbst sind hier in der Verpflichtung, ihr Kind sachgerecht, schrittweise sowie entwicklungsorientiert zu begleiten und nichts zu erzwingen oder überstützen. Zudem sollten Eltern und Erwachsene immer ein gutes Vorbild sein.

Foto: www.puky.de | pd-f

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